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Anfänge, Ideen und Konzepte

Seit meiner Kindheit bin ich fasziniert von Modellen. Etwas real existierendes Grosses im Kleinen nachzubauen, hat mich schon immer begeistert. Früh in der Schule bauten wir eine Burg auf einem Styropor-Berg. Mit Mauern und Erkern, Fallgittern und Wassergraben! Es war wohl eine meiner allerschönsten Schulerfahrungen! 

Als Kind liebte ich die Ausflüge ins Verkehrshaus Luzern, mit den zahlreichen ausgestellten Modellen (vor allem die Swissair-Flugzeuge hatten es mir dort angetan) und der Gotthardbahn-Anlage in HO. Nicht die grossen, "echten" Flieger, Autos, Lokomotiven etc. waren für mich der Renner, sondern die Modelle!

Auch Besuche des Zürcher Zoos habe ich in allerbester Erinnerung - Tiere sind mir schon immer ans Herz gewachsen und eine Bratwurst mit Brot gab es auch, aber das wirkliche Highlight war der anschliessende Besuch der Modellbahn "Morgensonne" gleich neben dem Zoo! Ähnliches kann ich von mehreren Besuchen im Swiss Miniature in Melide/TI behaupten.

Als Junge habe ich mir immer zum Geburtstag oder zu Weihnachten die Formel 1-Modellbausätze von Tamiya (Massstab 1:12 und 1:20) gewünscht und mit Begeisterung zusammen gebaut - ich liebte sie, weil sie so realistische Verkleinerungen der Rennwagen waren, für deren Technik ich mich schon in den siebziger und achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts so sehr interessierte! Einige davon habe ich noch heute.

Ich habe mit Menschen gesprochen, die meinten, dass ich wohl die "kleine heile Welt" suchen würde, die es in der Realität nicht gibt - aber das ist es nun wirklich überhaupt nicht! Meine Welt ist heil, ich kann mich wirklich nicht beklagen! Ich baue einfach gerne Modelle! Nichts weiter.

Im Jahr 2005 bekam ich endlich die Möglichkeit, in Form eines ausreichend grossen Hobbyraums, eine Anlage zu planen, wie ich sie mir vorstellte. Erfahrungen hatte ich schon einige (kleine HO-Anlage als Kind mit meinem Vater, eine eher etwas "gebastelte" N-Anlage im Keller meiner Eltern, später dann mehrere Dioramen zum Üben). Ich wusste also, wie ich es NICHT machen wollte. Ich hatte aber auch Erfolge mit verschiedensten Techniken auf den Dioramen.

 

Klar war, dass es eine Alpenanlage nach Schweizer Vorbild werden würde. Irgend etwas zwischen Gotthard- und Bern-Lötschberg-Simplon-Bahn, aber definitiv kein exaktes Abbild davon. Mir war schnell bewusst, dass der Versuch eines exakten Nachbaus selbst in Spur-N nie gelingen würde. Eine Turnhalle besass ich nicht, und eine nur sehr beschränkte Szene davon wollte ich auch nicht bauen. 

Im Sommer 2005 begann ich mit dem Bau der Anlage. Ich entschied mich für ein Projekt, welches ich in Segmenten aufbauen wollte. Sozusagen "häppchenweise"... Aufgrund der Grösse und der zu erwartenden Bauzeit die einzig sinnvolle Lösung. Die Anlage musste trenn- und abtransportierbar sein.

Im Jahr 2014, als wir schliesslich in unser eigenes Haus ziehen konnten, mit tollem Hobbyraum, erwies sich die damalige Entscheidung als goldrichtig. Die Anlage konnte relativ problemlos mit umziehen!

Meine Idee war eine von viel Landschaft dominierte Anlage. Grosszügige Kurvenradien, lange Züge, generell ein interessantes Layout mit zahlreichen Bauten wie Viadukten, Brücken, Mauern, Galerien, Kehrtunnels und vieles mehr in einer glaubwürdigen (ich schreibe bewusst nicht: "realistischen"!) Landschaft. Eine Anlage für das Auge, dominiert von dem, was dieses wahrnimmt und weniger von dem absolut exakten Masstab jeder einzelnen Komponente. Es sollte einfach schön wirken und insgesamt stimmig sein!

Steuerungstechnisch war rasch klar, dass sich die Anlage wegen der Grösse nur digital über einen Computer würde steuern lassen. Also machte ich mich in dieser Hinsicht schlau.

Geplant habe ich die gesamte Anlage in 1:8 mit Bleistift, Zirkel und Taschenrechner auf grossen Bögen Papier. Verwendet wurden nur Flexgleise. Damit konnte ich "Trassen" planen, erst frei von Hand, danach natürlich exakt, statt mich nur auf die reine Gleisgeometrie zu konzentrieren. Die würde sich dann schon ergeben.

Wie soll sich die Trasse an den Fels legen, wo in einem Tunnel verschwinden, wo sollen Strasse und Gleis eine tolle Szene darstellen, wo muss ein Viadukt einen Fluss überqueren, oder eine Brücke die Eisenbahn sicher über einen tosenden Wasserfall führen? 

Viele Szenen schlummerten schon lange in meinem Kopf. Etwas, was ich irgendwann irgendwo mal gesehen hatte. Und natürlich mussten überall und immer wieder Kompromisse her. Auch wegen der fehlenden Turnhalle...

Ich denke, dass dieses Denken weg von einem rein "computerisierten" Gleisplan, hin zu einem intuitiveren Verlauf der Trassen, der Anlage zumindest einen Teil ihres Charakters gibt.

Vielleicht ist die Wahrheit allerdings eher, dass ich einfach zu blöd bin, eine Anlage mit einer Gleisplanungssoftware zu entwerfen...

Schnell wurde mir bewusst, dass sich das Projekt während der Bauzeit weiter entwickeln würde - weil ich über die Jahre aus Fehlern lernen und sich meine Fertigkeiten auch verbessern würden. Genau das ist auch geschehen. Segment 1 ist mit Segment 9 nicht mehr vergleichbar. Die Spantentechnik ist verbessert, beim Gleise verlegen habe ich gelernt, Mauern, Brücken und Tunnelportale haben sich weiter entwickelt, die ganze Verkabelung war ein Lernprozess. Aber, und das ist das Wichtigste, Segment 1 ist für mich ein genauso schönes Segment wie es Segment 9 hoffentlich gerade wird!

Ich werde noch viele Jahre Freude am Bau dieser Anlage haben - denn es wird noch reichlich Zeit ins Land gehen, bis sie annähernd fertig sein wird. Doch das Bauen macht mir wahnsinnig viel Spass, mehr, als dass ich es mir am Anfang nur hätte träumen können.

Und: Zum Glück weiss man am Anfang nicht, wie viel Arbeit nötig sein wird für das geplante Projekt. Hätte ich es gewusst, hätte ich nie damit begonnen - und damit wären mir wunderbare Jahre des kreativen Schaffens entgangen!

Manchmal hoffe ich fast ein bisschen, dass die Anlage nie wirklich fertig wird...

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